Resource

Soziale Sicherheit zwischen Staat, Familie und Selbstorganisation

  • German
Bergthaller, M.
2011
978-3-9503182-0-3

Summary

Das Thema soziale Sicherheit in Entwicklungsländern hat in den vergangenen zwei Dekaden im internationalen entwicklungspolitischen Diskurs vermehrt Beachtung gefunden. Neue Instrumente zur Herstellung sozialer Sicherheit wurden in vielen Ländern seither eingeführt. Insbesondere mit der Implementierung von Sozialgeldtransfers (Conditional Cash Transfers) wird versucht, arme und benachteiligte Menschen, die bisher von staatlichen Formen sozialer Sicherheit weitgehend ausgeschlossen waren, zu erreichen. Von verschiedenen bi- und multilateralen Gebern wird die Einführung und der Ausbau solcher
Systeme mittlerweile unterstützt.


Martina Bergthaller untersucht in dieser Arbeit die Situation sozialer Sicherheit im städtischen und ländlichen Raum der ecuadorianischen Amazonasprovinz Orellana. Ausgehend von einer empirischen Forschung, die im Jahr 2008 durchgeführt wurde, soll hier die Herstellung sozialer Sicherheit im Alltagshandeln der dort lebenden Bevölkerung analysiert werden. Dabei werden – basierend auf dem funktionellen Ansatz (functional approach) - sowohl staatliche Formen, als auch nichtstaatliche Formen sozialer Sicherheit in die Analyse miteinbezogen.


Im Mittelpunkt steht der im Jahr 1998 eingeführte ecuadorianische Sozialgeldtransfer ‚Bono de Desarrollo Humano’, der sich seit der Präsidentschaft von Rafael Correa zu einer der bedeutendsten sozialpolitischen Maßnahmen der Regierung weiterentwickelt hat. Er hat bei der Herstellung sozialer Sicherheit für die Menschen in der Provinz Orellana zweifellos eine besondere Bedeutung. Gleichzeitig zeigt die Arbeit aber auch, dass das Sozialgeldtransferprogramm in dieser Region immer wieder an Grenzen stößt, da es in seinem Design den administrativen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Voraussetzungen in der Region nicht gerecht wird.


Informelle Formen sozialer Sicherung in Form von familiären, nachbarschaftlichen und gemeinschaftlichen Netzwerken spielen daher für die Bevölkerung der Provinz Orellana weiterhin eine wichtige Rolle. In dieser Untersuchung wird dargestellt, wie diese organisiert sind, wer von ihnen profitiert, wie sie sich Veränderungen anpassen und welchen Stellenwert sie für die Menschen einnehmen, die in ihnen involviert sind. Gleichzeitig soll durch eine genaue Analyse auch gezeigt werden, wie verschiedene staatliche und nichtstaatliche Formen
sozialer Sicherung zusammenspielen und von den Menschen verknüpft werden. Somit soll durch diese Arbeit ein Rahmen dafür gegeben werden, neue Ansätze zur Verbesserung der Situation sozialer Sicherheit der Menschen in der Provinz Orellana zu diskutieren.

Book Ecuador
05.08.2011